Zitate von Erich Kurt Mühsam (1878 -1934), anarchistischer deutscher Schriftsteller, Publizist und Antimilitarist.
Lustiges Weihnachtsgedicht – von Erich Mühsam
Nun ist das Fest der Weihnacht,
das Fest, das alle glücklich macht,
wo sich mit reichen Festgeschenken
Mann, Weib und Greis und Kind bedenken,
wo aller Hader wird vergessen
beim Christbaum und beim Karpfenessen; –
und Gross und Klein und Arm und Reich, –
an diesem Tag ist alles gleich.
So steht’s in vielerlei Varianten
in deutschen Blättern. Alten Tanten
und Wickelkindern rollt die Zähre
ins Taschentuch ob dieser Märe.
Papa liest’s der Familie vor,
und alle lauschen und sind Ohr …
Ich sah, wie so ein Zeitungsblatt
ein armer Kerl gelesen hat.
Er hob es auf aus einer Pfütze,
dass es ihm hinterm Zaune nütze.
Erich Mühsam
1878-1934
Was ist der Mensch?
Was ist der Mensch? Ein Magen, zwei Arme,
Ein kleines Hirn und ein großer Mund,
Und eine Seele – daß Gott erbarme! –
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Lebensregel
An allen Früchten unbedenklich lecken;
vor Gott und Teufel nie die Waffen strecken;
Künftiges mißachten, Früheres nicht bereuen;
den Augenblick nicht deuten und nicht scheuen;
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Unsittlich kann nur sein
Unsittlich kann nur sein, was die Sozietät gefährdet,
niemals was zwei Menschen untereinander treiben.
Erich Mühsam
Hinter den Häusern heult ein Hund
Hinter den Häusern heult ein Hund.
Denn die Schatten der Nacht sind bleich und lang;
und des Meeres Herz ist vom Weinen wund; –
und der Mond wühlt lüstern im Tang.
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Warum ich Welt und Menschen
Warum ich Welt und Menschen nicht verfluche?
Weil ich den Menschen spüre, den ich suche!
Erich Mühsam
Wer ein echter Dichter sein will
Wer ein echter Dichter sein will,
der muss das Kind in sich lebendig erhalten.
In jedem Kinde aber steckt ein echter Dichter.
Erich Mühsam
Der Faulpelz
Otto, Otto, lerne!
Lerne dein Gedicht!
Tust du es nicht gerne,
Hilft’s dir dennoch nicht.
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Frühlingserwachen
Wieder hat sich die Natur verjüngt,
wieder sich mit frischem Stoff gedüngt,
und dem Moder wie den jungen Keimen
hat die Kunst zu malen und zu reimen.
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Das Schicksal kann den Körper prügeln
Das Schicksal kann den Körper prügeln,
kann mit Kandare, Sporen, Bügeln
den Fuß, die Hand, die Stimme zügeln. –
Der Geist steigt auf mit freien Flügeln
und lacht ins Tal von Wolkenhügeln.
Erich Mühsam