Niemand hat eine Heimat.
Nur der Tod.
Er ist überall zu Hause.
Klabund
Sprüche, Gedichte, Texte, Zitate – Sammlung
Niemand hat eine Heimat.
Nur der Tod.
Er ist überall zu Hause.
Klabund
Ich bin der Tischler Josef,
Meine Frau, die heißet Marie.
Wir finden kein‘ Arbeit und Herberg‘
Im kalten Winter allhie.
Habens der Herr Wirt vom goldnen Stern
Nicht ein Unterkunft für mein Weib?
Einen halbeten Kreuzer zahlert ich gern,
Zu betten den schwangren Leib. –
Ich hab kein Bett für Bettelleut;
Doch scherts euch nur in den Stall.
Gevatter Ochs und Base Kuh
Werden empfangen euch wohl. –
Wir danken dem Herrn Wirt für seine Gnad
Und für die warme Stub.
Der Himmel lohns euch und unser Kind,
Seis Madel oder Bub.
Marie, Marie, was schreist du so sehr? –
Ach Josef, es sein die Wehn.
Bald wirst du den elfenbeinernen Turm,
Das süßeste Wunder sehn. –
Der Josef Hebamme und Bader war
Und hob den lieben Sohn
Aus seiner Mutter dunklem Reich
Auf seinen strohernen Thron.
Da lag er im Stroh. Die Mutter so froh
Sagt Vater Unserm den Dank.
Und Ochs und Esel und Pferd und Hund
Standen fromm dabei.
Aber die Katze sprang auf die Streu
Und wärmte zur Nacht das Kind. –
Davon die Katzen noch heutigen Tags
Maria die liebsten Tiere sind.
Klabund 1890-1928
Es lauft ein fremdes Kind
Am Abend vor Weihnachten
Durch eine Stadt geschwind,
Die Lichter zu betrachten,
Die angezündet sind.
Es steht vor jedem Haus
Und sieht die hellen Räume,
Die drinnen schaun heraus,
Die lampenvollen Bäume;
Weh wird’s ihm überaus.
Das Kindlein weint und spricht:
„Ein jedes Kind hat heute
Ein Bäumchen und ein Licht
Und hat dran seine Freude,
Nur bloß ich armes nicht.
An der Geschwister Hand
Als ich daheim gesessen,
Hat es mir auch gebrannt;
Doch hier bin ich vergessen
In diesem fremden Land.
Lässt mich denn niemand ein
Und gönnt mir auch ein Fleckchen?
In all den Häuserreih’n
Ist denn für mich kein Eckchen,
Und wär‘ es noch so klein?
Lässt mich denn niemand ein?
Ich will ja selbst nichts haben,
Ich will ja nur am Schein
Der fremden Weihnachtsgaben
Mich laben ganz allein.“
Es klopft an Thür und Thor,
An Fenster und an Laden;
Doch niemand tritt hervor,
Das Kindlein einzuladen,
Sie haben drin kein Ohr.
Ein jeder Vater lenkt
Den Sinn auf seine Kinder;
Die Mutter sie beschenkt,
Denkt sonst nichts mehr noch minder;
Ans Kindlein niemand denkt.
„O, lieber heil’ger Christ!
Nicht Mutter und nicht Vater
Hab‘ ich, wenn du’s nicht bist;
O, sei du mein Berater,
Weil man mich hier vergißt!“
Das Kindlein reibt die Hand,
Sie ist von Frost erstarret;
Es kriecht in sein Gewand,
Und in dem Gässlein harret,
Den Blick hinaus gewandt.
Da kommt mit einem Licht
Durchs Gässlein hergewallet
Im weißen Kleide schlicht
Ein ander Kind; – wie schallet
Es lieblich, da es spricht:
„Ich bin der heil’ge Christ,
War auch ein Kind vordessen,
Wie du ein Kindlein bist;
Ich will dich nicht vergessen,
Wenn alles dich vergisst.
Ich bin mit meinem Wort
Bei allen gleichermaßen;
Ich biete meinen Hort
So gut hier auf den Straßen
Wie in den Zimmern dort.
Ich will dir deinen Baum,
Fremd Kind, hier lassen schimmern
Auf diesem offnen Raum,
So schön, dass die in Zimmern
So schön sein sollen kaum.“
Da deutet mit der Hand
Christkindlein auf zum Himmel,
Und droben leuchtend stand
Ein Baum voll Sterngewimmel
Vielästig ausgespannt.
So fern und doch so nah‘,
Wie funkelten die Kerzen!
Wie ward dem Kindlein da,
Dem fremden, still zu Herzen,
Das seinen Christbaum sah!
Es ward ihm wie ein Traum;
Da langten hergebogen
Englein herab vom Baum
Zum Kindlein, das sie zogen
Hinauf zum lichten Raum.
Das fremde Kindlein ist,
Zur Heimat nun gekehret
Bei seinem heil’gen Christ;
Und was hier wird bescheret,
Es dorten leicht vergisst.
Friedrich Rückert (1788-1866)
Ich hatt‘ ein Vöglein, das war wunderzahm,
dass es vom Munde mir das Futter nahm.
Es flatterte bei meinem Ruf herbei
und trieb der muntern Kurzweil vielerlei,
drum stand das Türchen seines Kerkers auf
den ganzen Tag zu freiem Flug und Lauf.
Im Käfig war es aus dem Ei geschlüpft,
war nie durch Gras und grünes Laub gehüpft
und hatte nie den dunklen Wald geschaut,
wo sein Geschlecht die leichten Nester baut.
Und wie der Winter wieder kam ins Land,
das Weihnachtsbäumchen in der Stube stand,
da fand mein schmuckes, zahmes Vögelein
neugierig bald sich in den Zweigen ein.
Wohl trippelt es behutsam erst und scheu
dem Rätsel zu, so lockend und so neu,
doch bald war’s in dem grünen Reich zu Haus,
wie prüfend breitet es die Flügel aus;
so freudig stieg und fiel die kleine Brust,
als schwellte sie der Tannenduft mit Luft.
Und wie er nie vom Käfig noch erklang,
so froh, so schmetternd tönte sein Gesang!
Zum erstenmal berauscht vom neuen Glück,
kehrt es zu seinem Hause nicht zurück.
Hart an das Stämmchen duckt es, still und klein
und schlummert in der grünen Dämmrung ein.
Und sinnend sah ich lang des Lieblings Ruh
wie erst dem Spiel, dem zierlich heitren, zu,
als durch des Vogels Leib mit einemmal
sein seltsam Zittern wunderbar sich stahl;
das Köpfchen mit dem Fittich zugetan,
fing es geheim und süß zu zwitschern an:
Im Traum geschah’s … und Wald und Waldeswehn
schien ahnungslos durch diesen Traum zu gehen.
Und seltsam überkam’s mich bei dem Laut!
Was nie das Tierchen lebend noch geschaut,
des freien Waldes freie Herrlichkeit,
nun lag es offen da vor ihm und weit …
mich aber mahnt es einer anderen Welt,
und mancher Frage, zweifelnd oft gestellt,
und dieses Leben deuchte mir ein Traum
wie der des Vögleins auf dem Weihnachtsbaum.
Hermann von Schmid (1815-1880)
Wer klopfet an? – „O zwei gar arme Leut!“
Was wollt ihr dann? – „O gebt uns Herberg heut!
O, durch Gottes Lieb‘ wir bitten, öffnet uns doch eure Hütten!“
O nein, nein, nein! – „O lasset uns doch ein!“
Es kann nicht sein. – „Wir wollen dankbar sein!“
Nein, nein, nein, es kann nicht sein,
Da geht nur fort, ihr kommt nicht ‚rein.
Wer vor der Tür? – „Ein Weib mit ihrem Mann.“
Was wollt ihr denn? – „Hört unser Bitten an!
Lasset heut bei Euch uns wohnen,
Gott wird Euch schon alles lohnen!“
Was zahlt ihr mir? – „Kein Geld besitzen wir!“
Dann geht von hier! – „O öffnet uns die Tür!“
Ei, macht mir kein Ungestüm,
Da packt euch, geht woanders hin!
Was weinet ihr? – „Vor Kält erstarren wir.“
Wer kann dafür? – „O gebt uns doch Quartier!
Überall sind wir verstoßen, jedes Tor ist uns verschlossen!“
So bleibt halt drauß! – „O öffnet uns das Haus!“
Da wird nichts draus. – „Zeigt uns ein andres Haus.“
Dort geht hin zur nächsten Tür!
Ich hab nicht Platz, geht nur von hier!
Da geht nur fort! – „O Freund, wohin? Wo aus?“
Ein Viehstall dort! – „Geh, Joseph, nur hinaus!
O mein Kind, nach Gottes Willen
Mußt du schon die Armut fühlen.“
Jetzt packt euch fort! – „O, dies sind harte Wort‘!“
Zum Viehstall dort! – „O, wohl ein schlechter Ort!“
Ei, der Ort ist gut für euch;
Ihr braucht nicht viel. Da geht nur gleich!
(altes bayrisch/österreichischen Klöpfelnachtspiel)
Hell prangt des Zimmers weiter Raum!
Welch hehre Augenweide!
Und jubelnd um den Tannenbaum
stehn meine Kinder beide.
Wie jauchzen sie von Lust beseelt,
sich freuend jeder Gabe,
o, könnt ich jubeln, doch mir fehlt
mein blondgelockter Knabe.
Vor Jahren in demselben Raum
klatscht‘ er in seine Hände,
und tanze um den Tannenbaum,
der bot so reiche Spende!
Jetzt scheint mir öde, scheint mir leer
das lampenhelle Zimmer,
der Kerzenglanz, das Lichtermeer,
mir däucht’s nur öder Schimmer.
Die Kinder sehn mich fragend an,
was wohl dem Vater fehle?
Ich fasse mich, und lächle dann,
dass ich die Lust nicht schmäle.
Noch hat ihr frisches Kinderherz
von Sorgen nichts erfahren,
doch wird die Zukunft euch den Schmerz
und Kummer nicht ersparen.
Mein Sohn, den ich im Geiste seh‘,
wer schmückt dir heut dein Bette?
Das Eis bedeckt’s, und kalter Schnee
fällt auf die Schlummerstätte. –
Dort hängt dein Bild in Jugendzier,
bekränzt hängt’s überm Tische,
indes die salz’ge Träne mir
ich von den Wimpern wische.
Heinrich Zeise (1822-1914)
Barbossa: „Aye. Wir sind verloren und ohne Kurs.“ Elizabeth: „Ohne Kurs?!“ Barbossa: „Es gibt keinen Kurs zu einem Ort, der nicht gefunden werden will. Andernfalls wüsste doch einjeder, wo dieser Ort ist.“
Fluch der Karibik
Jetzt werden wir schon von Steinen verfolgt. Das hatten wir noch nie!
Filmzitat aus Fluch der Karibik
Der Tod macht den Tag erst lebenswert.
Filmzitat aus Fluch der Karibik
Kinder sind Engel,
deren Flügel schwinden,
während ihre Füße wachsen.
Sprichwort aus Frankreich
Weise erdenken neue Gedanken und Narren verbreiten sie.
Heinrich Heine
Ich lenke meine Gedanken himmelwärts
und hoffe,
dass mir ein Engel entgegen kommt.