Der Träumer
Ich, Du und die mich schelten,
Sind Blüten an Einem Baum,
Gott und die rollenden Welten,
Wir alle sind Ein Traum.
Ihr scheltet meine Träume,
Wenn auch mit mildem Wort,
Daß ich das Hier versäume
Um ein erdichtetes Dort.
Wohl bleib ich fern den Thoren,
Was auch ihr Thun beginnt,
Die da nach Quellen bohren,
Wo keine Quelle rinnt.
Ich suche mir das Wasser,
Dessen meine Seele bedarf,
Den Quell, in den kein Hasser,
Kein Neidling Steine warf.
Und meine Eimer steigen
Hinab, herauf in Ruh,
Die Tiefe wird mein Eigen,
Leben fließt Leben zu.
Und wenn es steigt und flutet
Und füllt die Seele ganz,
Und auf der Fülle glutet
Von Oben her ein Glanz –
Da hebt von selbst zu tönen
Die volle Tiefe an,
Das laß ich mir nicht höhnen,
Meine Seligkeit hängt daran.
Wollt ihr um andres schmälen,
Da lächle ich nur still,
Mag jeder sein Rößlein wählen
Und reiten wie er will.
Sitz er nur fest im Bügel
Und wisse, wohin es geht:
Nach einem kleinen Hügel,
Darüber Vergessen weht.
Genug, wenn eine Platte
Mit einem Sprüchlein d’rin,
Das Grab mir deckt: Er hatte
Ein Herz und gab es hin.
Gustav Falke